
Jeck gegen Rechts 6.0
Der 11.11. ist im Rheinland traditionell ein Tag der Leichtigkeit, des Humors, des närrischen Neubeginns.
Auch in diesem Jahr lag über dem Alten Markt in Euskirchen etwas, das noch stärker war als der Ruf nach „Alaaf“: ein tiefes Bedürfnis nach Zusammenhalt. Jeck gegen Rechts 6.0 zeigte einmal mehr, dass Karneval mehr ist als Kostüme und Kamelle – er ist ein Statement. Ein Bekenntnis. Eine Haltung – und das bereits zum sechsten Mal.
Schon beim Betreten des Platzes lag eine besondere Energie in der Luft – eine Mischung aus Vorfreude, Solidarität und der tiefen Überzeugung, dass Vielfalt und Demokratie nicht verhandelbar sind.
Ein besonderer Blickfang war natürlich der Fisch-Motto-Wagen von Jacques Tilly.
Wie immer scharfzüngig, klar in der Botschaft und künstlerisch unübersehbar, wurde er zum Symbol dieses Tages: humorvoll, aber unmissverständlich.
Die satirische Kraft des Wagens riss die Menschen mit, brachte sie zum Lachen, zum Nachdenken – und vor allem zum Zusammenstehen.
Was Jeck gegen Rechts in diesem Jahr so bewegend machte, waren aber nicht nur die kreativen Elemente, sondern die vielen Stimmen, die sich erhoben. Zahlreiche Organisationen aus der Region standen Schulter an Schulter, sichtbar, hörbar, engagiert.
Der Landrat sprach eindringliche Worte über die Verantwortung, die jede einzelne Person hat, wenn es darum geht, demokratische Werte zu schützen.
Vertreter:innen der katholischen und evangelischen Kirche erinnerten daran, dass Nächstenliebe, Offenheit und Menschlichkeit nicht an der Kirchentür enden, sondern mitten in unserer Gesellschaft gelebt werden müssen.
Besonders berührend war der Beitrag des Schirmherrn Gottfried Dunkel, der mit ruhig-klarer Stimme und dennoch spürbarer Leidenschaft davon erzählte, was es bedeutet, auch dann Haltung zu zeigen, wenn es unbequem wird. Seine Worte fielen nicht ins Leere – sie trafen, stärkten, motivierten.
Jeck gegen Rechts 6.0 war kein schrilles lautes Spektakel, obwohl Musik, Kostüme und karnevalistisches Treiben natürlich dazugehört haben. Es war vielmehr ein Fest der Gemeinschaft, ein Statement dafür, dass Karneval weit mehr sein kann als Feiern: nämlich ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um für eine Gesellschaft einzustehen, die bunt, offen und demokratisch bleiben soll.
Als die Menge später langsam auseinanderging, blieb ein Gefühl zurück, das selten ist und umso wertvoller: das Wissen, Teil von etwas Wichtigem gewesen zu sein. Ein starkes Zeichen – mitten in Euskirchen, mitten am 11.11., mitten im Herzen des Karnevals.
Im Anschluss an die Veranstaltung ging es kulturell und emotional weiter: Die Vernissage zur Ausstellung Beyoutiful im Simons Glück öffnete ihre Türen und lud dazu ein, Vielfalt und individuelle Schönheit in Kunstform zu erleben. Ein wunderbarer Übergang – vom politischen Engagement hin zur persönlichen Ausdruckskraft.
Für alle, die den Tag gemeinsam ausklingen lassen wollten, wartete danach die Aftershow-Party in der Gaststätte „Bei Alex zum Viehplätzchen“. Bei guter Musik, offenen Gesprächen und viel herzlicher Atmosphäre wurde gefeiert, getanzt und weiter das zelebriert, was Euskirchen an diesem 11.11. so deutlich gezeigt hat: Wir stehen zusammen. Wir sind viele. Und wir bleiben jeck – aber nicht still.
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